Aus dem Archiv des Heimatvereins
Neubeckum und der Zement
In keinem Teil Deutschlands ballte sich die Zementindustrie auf so engem Raum wie im ehemaligen Kreis Beckum, dem heutigen südlichen Kreis Warendorf. Am Südrand der Westfälischen Bucht, entstand eine Geschlossenheit dieses Industriezweiges, dass hier der Begriff „Zementrevier“ aufkam. Noch heute prägen große Steinbrüche, ehemalige Abbauflächen und ausgedehnte Fabrikanlagen die Landschaft um Beckum und Ennigerloh.
Bereits im Mittelalter wurde im Raum Beckum Kalk abgebaut. Vornehmlich waren es Bauern, die den Rohstoff in „Kuhlen“ gewannen und in einfachen Kalkbrandöfen vor Ort verarbeiteten. Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts gewann man den Rohstoff mit Hacke und Schaufel, erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Maschinen und Sprengstoff zum Einsatz. Mitentscheidend für die industrielle Entwicklung rund um Kalk und Zement war die Eröffnung der Cöln-Mindener Eisenbahn, die seit 1847 das „Zementrevier“ durchquerte. An der Haltestation „Werl“ zwischen Beckum und Ennigerloh entstand die Gemeinde Neubeckum, heute ein Ortsteil von Beckum.
Neubeckumer Zementwerke waren: Zementwerk Anna, Zementwerk Elsa, Zementwerk Friedrichshorst (später Dyckerhoff Mark II), Hellbach-Zementwerk, Zementwerk Wicking (später Dyckerhoff Mark I), Zementwerk Zollern
Mit der Stilllegung des Dyckerhoff Zementwerks Mark II im Jahr 2003 und der teilweisen Demontage im Jahr 2007 endete die Ära des Zements in Neubeckum. An den Standort des Dyckerhoff Zementwerks Mark I erinnert heute die Straßenbezeichnung Mark I für das Gewerbegebiet an der Kaiser-Wilhelm-Straße. Vom Zementwerk Anna ist bis heute eine Industrieruine erhalten, die Gebäude des Dyckerhoff Zementwerks Mark II warten auf eine neue Nutzung. Die anderen Zementwerke sind aus dem Ortsbild Neubeckums verschwunden.